Systematische Innovationsmethoden und TRIZ

Koordination: Prof. Hans-Gert Gräbe

Hintergrund

In Zeiten sich weiter verkürzender Innovationszyklen steigt die Bedeutung eines strukturierten Innovationsmanagements sowohl auf unternehmens-organisatorischer als auch ingenieur-technischer Ebene. Fragen des systematischen Herangehens an mit Widersprüchen aufgeladene Anforderungen spielen ebenfalls im Requirements Engineering der Informatik eine zentrale Rolle. In Zeiten großer gesellschaftlicher Herausforderungen, wie sie demografische Probleme, Klimawandel oder weltweite Migrationsbewegungen stellen, wird es überdies immer wichtiger, auch übergreifende soziale Faktoren mit in den Blick zu bekommen.

In diesem Bereich kann insbesondere die „Theorie des erfinderischen Problemlösens” (TRIZ) auf eine mittlerweile 70-jährige Geschichte zurückblicken, die ihre methodische Leistungsfähigkeit insbesondere in komplexen ingenieur-technischen Zusammenhängen immer wieder unter Beweis gestellt hat.

Die Anfänge gehen auf den Erfindungsmethodiker G.S. Altschuller zurück, der bis in die 1990er Jahre hinein die klassische TRIZ entwickelte. Seit den 1960er Jahren bildeten sich Ableger der TRIZ in verschiedenen Ländern des Ostblocks, wobei im Zuge der Anpassung an die jeweiligen lokalen Bedingungen neue Varianten und variierende theoretische Zugänge entstanden. Nach 1990 fassten Ableger der TRIZ-Methodik auch jenseits des ehemaligen Eisernen Vorhangs Fuß und bildeten dort weitere Varianten aus. Seit über zehn Jahren wird TRIZ als Methode weltweit sowohl von mittelständischen Unternehmen als auch von Großkonzernen wie Samsung oder Ford eingesetzt.

In den Debatten wird deutlich, dass viele weit über den Kernbereich von TRIZ hinausreichende interdisziplinäre Querverbindungen einer genaueren Analyse bedürfen, die von der Refundierung philosophischer Ansätze in Hegelscher Tradition bis hin zu komplexen widerspruchsorientierten Modellierungsfragen im Semantic Web oder Problemlagen im Innovationsmanagement oder im Integration Engineering reichen.

Mit diesem Themenschwerpunkt wollen wir uns an der Aufarbeitung dieser Geschichte beteiligen und dabei auch diese übergreifenden Aspekte in einem interdisziplinären Kontext thematisieren.

Aktivitäten zum Thema

Beiträge von LIFIS-Mitgliedern zum Thema

  • Dietrich Balzer:
    • Gemeinsamkeiten und Unterschiede von TRIZ, künstlicher Intelligenz und Kybernetik als wissensbasierte Methoden für die Lösung technischer Probleme. LIFIS-Online, 10.01.2017
    • mit Werner Regen, Klaus Frieder Sieber: Теория решения изобретатаельских задач как метод анализа и создания экологических и устойчивых технологических систем. In: «Экономические проблемы в архитектуре, градостроительстве и инвестиционно-строительной деятельности. Современное состояние и вызовы: материалы Всероссийской научно-практической конференции членов РААСН, профессорско-преподавательского состава, молодых ученых СПбГАСУ и специалистов инвестиционно-строительной сферы СПбГАСУ. St. Petersburg, 2019.
    • mit Werner Regen, Klaus Frieder Sieber: Spieltheorie und Kommunikation. Mögliche Ansätze unter Berücksichtigung von TRIZ, Spieltheorie, Coaching und Mediation (Kommunikation). Vortrag auf der 24. Leibniz-Konferenz am 08.11.2019
  • Hans-Gert Gräbe:
    • Das Erbe der Erfinderschulen in der DDR und die Entwicklung von TRIZ. Juni 2019 (pdf)
      • Eine englische Version erschien in den Proceedings des TRIZFest 2019 in Heilbronn. (pdf)
      • Eine russische Version erschien im Online-Protokollband des TRIZ Summit 2019 in Minsk. (pdf)
    • A TRIZ Newbee’s Report. TRIZ Journal, 28. August 2019.
    • Die Menschen und ihre Technischen Systeme. LIFIS Online, 19. Mai 2020.
      • Eine englische Version wurde für die TRIZ Future Conference 2020 angenommen.
      • Eine russische Version wurde auf dem TRIZ Developer Summit 2020 vorgestellt. (pdf)
    • Technische Systeme und ihre Zwecke. Mai 2020. (pdf)
      • Eine englische Version erscheint in den Proceedings der 1. Deutschen TRIZ Online Konferenz.
    • TRIZ und Transformationen sozio-technischer und sozio-ökologischer Systeme. LIFIS Online, 27. Juni 2020.
    • (Herausgeber) Erfinderschulen, TRIZ und Dialektik. Rohrbacher Manuskripte, Heft 20, 2020.
      • Das Erbe der Erfinderschulen in der DDR und die Entwicklung von TRIZ. S. 51-75.
      • Anmerkungen zu Rainer Thiels Autobiografie Neugier, Liebe, Revolution. S. 103-114.
    • (Herausgeber) Dialektik, TRIZ und ProHEAL. Rohrbacher Manuskripte, Heft 21, 2020.
    • (mit Ken Pierre Kleemann). Seminar Systemtheorie. Universität Leipzig, Wintersemester 2019/20. Rohrbacher Manuskripte, Heft 22, 2020.
  • Sergej Modestov:
    • Innovation im Spiel. Vortrag auf der 24. Leibniz-Konferenz am 08.11.2019
  • Nadine Schlüter:
    • mit O. Bielefeld, V. Sizikov: Research of the Possibilities for Using and Linking TRIZ Methods with Systems Engineering. In: New Opportunities for Innovation Breakthroughs for Developing Countries and Emerging Economies. Proceedings 19th International TRIZ Future Conference, TFC 2019, Marrakesh, Morocco. ISBN 978-3-030-32497-1, pp. 174-186
  • Rainer Thiel:
    • Über einen Fortschritt in der Aufklärung schöpferischer Denkprozesse. Deutsche Zeitschrift für Philosophie 1976, Nr. 3.
    • Methodologie und Schöpfertum. Forschungsbericht und Konferenz-Protokoll 1977. 
    • Dialektische Widersprüche in Entwicklungsaufgaben. Berlin 1980. Integriert in das erste Lehrmaterial für Erfinderschulen der KDT 1983.
    • Genrich S. Altschuller: Erfinden. Wege zur Lösung technischer Probleme. Aus dem Russischen übertragen von Katrin und Rainer Thiel. VEB Verlag Technik Berlin. Drei Auflagen: 1984, 1986, 1998. Original: Творчество как точная наука. — М.: Советское радио, 1979.
    • mit Dieter Herrig, Herbert Müller: Technische Probleme – methodische Mittel – erfinderische Lösungen. In Maschinenbautechnik, Nr. 6 und Nr. 7, 1985.
    • mit Hans-Jochen Rindfleisch: Programm zum Herausarbeiten von Erfindungsaufgaben. Bau-Akademie der DDR, 1986.
    • mit Hans-Jochen Rindfleisch: Erfindungsmethodische Grundlagen. Lehrmaterial zur Erfinderschule. Lehrbriefe 1 und 2, Kammer der Technik, Berlin 1988 und 1989.
    • Komplexitätsbewältigung – Dialektikbewältigung, theoretisch und praktisch. Deutsche Zeitschrift für Philosophie 1990, Nr. 5. Darin weitere Literatur-Angaben.
    • mit H.-J. Rindfleisch: Erfahrungen mit Erfinderschulen. Ein aktueller Bericht für das ganze Deutschland, seine Unternehmer, Ingenieure und Erfinder. Deutsche Aktionsgemeinschaft Bildung, Erfindung, Innovation (DABEI). Bonn und Berlin 1993.
    • mit Hans-Jochen Rindfleisch: Erfinderschulen in der DDR. Eine Initiative zur Erschließung und Nutzung von technisch-ökonomischen Kreativitätspotentialen in der Industrieforschung. Rückblick und Ausblick. Trafo Verlag, Berlin 1994.
    • Wie wird Dialektik nutzbar als Heuristik? EWE 17 (2006) 2: 230–233.
    • Autobiografie „Neugier, Liebe, Revolution“. Verlag am Park, 2010.
    • Erfinderschulen – Problemlöse-Workshops. Projekt und Praxis. LIFIS-Online, 03.07.2016
    • Hegel, Altschuller, TRIZ. Zehn Anmerkungen. LIFIS-Online, 25.09.2016
    • Kreativität und Industrie 4.0. Interdisziplinäre Konsequenzen. LIFIS Online, 20.01.2020.
    • Zur Lehrbarkeit dialektischen Denkens – Chance der Philosophie, Mathematik und Kybernetik helfen. In: Erfinderschulen, TRIZ und Dialektik. Rohrbacher Manuskripte, Heft 20, 2020. S. 115-149.
    • Dialektik, TRIZ und ProHEAL. Rohrbacher Manuskripte, Heft 21, 2020.
      • Republikation eines Materials der KdT-Erfinderschulen der DDR mit einem Vorwort sowie einer Zusammenfassung der inhaltlichen Schwerpunkte des ProHEAL durch den Autor.
    • Diversität des Zugangs zu „System-Theorie“ und zu erstreitende humanistische Konsequenzen. Manuskript, 2021.
  • Dietmar Zobel:
    • Systematisches Erfinden in Chemie und Chemischer Technologie. In: Chem. Techn. 34 (1982), S. 445-450.
    • Erfinderfibel. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1985, 1987. (ISBN 3-326-00131-2)
    • Der Piesteritzer Hypophosphitprozeß. In: Chem. Techn. 42 (1990) S. 47-51.
    • Erfinderpraxis – Ideenvielfalt durch Systematisches Erfinden. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1991. (ISBN 3-326-00654-3)
    • Erfinden mit System. DABEI-Materialien Nr 10, Bonn 1995. (ISBN 3-930903-08-3)
    • Systematisches Erfinden – Methoden und Beispiele für den Praktiker. Expert-Verlag, Renningen 2001, 2002, 2004, 2006, 2009, 2019. (ISBN 978-3-8169-2613-4, 978-3-8169-2939-0)
    • Kreativität braucht ein System. In: Wissenschaftsmanagement 7 (2001) H. 2, S. 16-23. Bonn 2001.
    • Kein Privileg von Tüftlern und Genies – Systematisches Erfinden. In: Unternehmermagazin 49 (2001) H. 11, S. 17, Bonn 2001.
    • Widerspruchssituationen und das Wirken der Lösungsprinzipien im nicht-technischen Bereich. In: triz-online-magazin.de, Ausgabe 2/2003
    • ARIZ und TRIZ – nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie. In: Innovations-Forum im Deutschen Erfinderverband 3/2003, S. 16-17. Beutter & Langen, Köln 2003.
    • TRIZ FÜR ALLE – Der systematische Weg zur Problemlösung. Expert-Verlag Renningen, 2006, 2007. (ISBN 978-3-8169-2760-0)
    • Kreatives Arbeiten – Methoden, Erfahrungen, Beispiele. Expert-Verlag, Renningen, 2007. (ISBN 978-3-8169-2713-6).
    • Innovative Prinzipien wirken auch außerhalb der Technik. In: P. Rietsch (Hrsg.). „TRIZ – Anwendung und Weiterentwicklung in nicht-technischen Bereichen“. Wien 2007. S. 21-60.
    • mit R. Hartmann: Erfindungsmuster – TRIZ: Prinzipien, Analogien, Ordnungskriterien, Beispiele. Expert-Verlag, Renningen 2009. (ISBN 978-3-8169-2904-8).
    • Entdecken und Erfinden. Vortrag auf dem Workshop des Neuen Rohrbacher Kreises „TRIZ in der Praxis“ im Juni 2018 in Gera.
    • Beiträge zur Weiterentwicklung der TRIZ. LIFIS Online, 19.01.2020.
    • Von der Idee über die Erfindung zum Patent. Expert Verlag, Renningen 2022.